Auf dem Weg zum Heiligen Grab
Heute bin ich wieder früh wach und schau aus dem Fenster. Wenige Wolken am Himmel und die Sonne guckt auch schon herab. Endlich könnte man sagen. In dieser Region hatten sie über vier Monate keinen Tropfen Regen gesehen. Das hat Petrus nun nachgeholt. Der Boden konnte das Wasser teilweise gar nicht aufnehmen, da alles ausgetrocknet war. Das hat teilweise zu kleineren Überschwemmungen und Muren geführt. Davon bin ich glücklicherweise verschont geblieben.
So starte ich wohlgelaunt in den Tag und nehme erstmals den Bus nach Ponte Singerna, damit spare ich zwei Kilometer ein, was nicht viel ausmacht. Die 130 Höhenmeter hinab aber schon. Wenn ich die Möglichkeit habe, bergab einen Bus zu nehmen, tu ich das gerne zur Schonung meines Fusses. Dann geht es los mit pilgern. Zuerst geh ich bis zum Stausee Montedoglio, der nicht gerade viel Wasser führt. Beim Fotografieren merke ich, dass mit meiner Kamera irgendwas nicht in Ordnung ist. Deshalb gibt es heute von unterwegs keine wirklich tolle Bilder (ein kleiner Systemfehler, den sie mir am späteren Nachmittag im Handyladen beheben).
Eine Stadt mit viel Flair erwartet mich
Dann geht es weiter nach Sansepolcro vorbei an grossen Tabakfeldern. Erstaunlich, als ich vor drei Jahren erstmals hier vorbei kam, war das für mich neu. Ich habe gar nicht gewusst, dass auch in Europa Tabak angebaut wird. Man lernt nie aus, wenn man die Augen offen hält. Die letzten zehn Kilometer sind ziemlich zäh, endlos lange Wege ohne grosse Richtungsänderungen sorgen für eine gewisse Monotonie. Nach rund 23 Kilometer erreiche ich Sansepolcro. Ich bin müde, langsam gehen die Pilgertage an die Substanz.
Der Kern dieser Stadt ist umgeben mit einer alten Stadtmauer. Es leben rund 16000 Menschen hier und es herrscht reger Betrieb. Schulanfang für die Kleinsten. Das heisst, die Eltern sind mit ihren Knirpsen zum Einschreiben an der Schule. Viel Nervosität, einige Tränen: Das ist ein grosser Tag für die Kids, aber auch für die Mamas und Papas.
Danach schau ich mir die Altstadt an. Sie hat einiges zu bieten. Der Name Sansepolcro bedeutet übersetzt Heiliges Grab und ist den Pilgern Arcano und Egidio zu verdanken, die hier nach einer Pilgerreise ein Kloster zu Ehren des Heiligen Grabes von Jerusalem gründeten. Sehenswert sind die verschiedenen Kirchen wie beispielsweise Chiesa die San Francesco, Kathedrale, Chiesa di San Rocco Chiesa die San Lorenzo und Chiesa di S. Maria delle Grazie e Oratorio – für mich die Schönste.
Verwirrter Pilger spielt mit dem Glück
Beim Einchecken in meine Unterkunft, bemerke ich, dass mein Ausweis in meiner Geldbörse fehlt. Den habe ich vom Herbergsvater gestern nicht zurück bekommen, da er ihn noch kopieren wollte. Da ich aber immer gleich bezahle, hat er und ich es vergessen. Unglaublich. Der heutige Gastgeber ruft da an und es ist kein Problem, jemand von Caprese muss ohnehin hierher fahren und bringt ihn vorbei. Eine Stunde später bin ich wieder identifizierbar. Vielen herzlichen Dank – Glück muss ein verwirrter Pilger, wie ich es bin, sehr viel haben.
B&B Dolcerosa im Zentrum, +39 366 397 3527, 40 Euro, sehr schön
Tour: 23 Km zu Fuss, 2 Km mit Bus / +310 HM/ -470 (600) Hm
fritz
Hallo Hubi,
wenn Ich Deinen Bericht lese, kommen wieder alte Erinnerungen hoch,
– wie es uns eingeregnet hat am Weg nach LaVerna
– wie gut mir Sansepolcro gefiel
– dass Ihr Margreth in der Nähe von Gubbio vor “ertrinken” gerettet habt, Sie umsorgt habt, dass Sie weiter gehen konnte.
schön, dass es Dich gibt
Margreth + Fritz
Hubs
Danke euch, bin bald wieder zurück. Liebe Grüsse