Franziskusweg / Cammino di Assisi

Einsam und nachdenklich nach Pietralunga

Von
am
22. September 2017

Zurzeit befinde ich mich kurz vor Assisi, schon bald werde ich das Ziel vieler Franziskuspilger erreichen. Aber noch stehen lange Etappen auf dem Programm. Heute geht es über Pieve de’ Saddi nach Pietralunga – Mein spezieller Höhepunkt der Pilgerreise. Dieses Städtchen hat einfach Charme und keine Touristen und ist einfach so geblieben, wie in den vergangenen Jahrhunderten. Enge Gässchen, typische Steinhäuschen im umbrischen Stil und vor allem hilfsbereite und nette Menschen.

Der Weg zu meinem Hotspot ist lang. Es warten rund 30 Kilometer auf meine armen Pilgerfüsse. Ein Auf und Ab ist es sowieso, wie nun jeden Tag. Das Wetter ist schön und ich habe heute einfach Lust meinen Gedanken nachzuhängen. Viel ist in den vergangenen Monate passiert. Mein Vater ist gestorben, gute Freunde nach Unfällen auf der Intensivstation gelandet, meine Frau hat sich den Ellbogen gebrochen und dazu auch noch ein Band im Knie gerissen. Das alles kommt heute ein wenig hoch in mir. Es beschäftigt mich, wie auch meine eigene Situation. Zeit um in mich zu gehen, habe ich heute ja reichlich.

Schwierige Zeiten

Nicht alles läuft so reibungslos bei mir. Ich kann es mir zwar leisten zu pilgern, aber sonst geht nichts wirklich voran. Schwierig, aber immerhin bin ich in den vergangenen Wochen ein wenig ins Tun gekommen und gehe jeden Tag meinen Weg. Eines wird mir immer klarer, ich muss mich von allem trennen, das mir nicht gut tut. Charlie Chaplin hat mal ein Gedicht unter dem Titel ¨Selbstliebe¨ darüber geschrieben. Es wird mir langsam klar, dass ich verschiedene sogenannte Kollegen und Freunde nicht mehr brauche und sie mir mehr geschadet als weitergeholfen haben. Es gibt Menschen auf dieser Welt, die kenne ich ein ganzes Leben lang, aber die möchte ich nicht mehr bei mir haben.

Vom heutigen Weg sehe ich nicht viel. Ich schreite einfach voran und bin froh, endlich in Pietralunga anzukommen. Unterkunft habe ich keine gebucht. Ich geh der Strasse entlang und seh ein Bed and Breakfast. Da läute ich mal kurz und habe Glück, die Inhaberin ein Italienerien in den Vierzigern, ein bisschen drall und lustig , ist da und freut sich auf einen netten Pilger wie mich. Für 20 Euro darf ich bei ihr übernachten. Das Zimmer ist nicht einfach ein Zimmer, sondern etwa 50 m2 gross, mit Schlafzimmer, Bad und Wohnzimmer mit Küche. Und vor allem sauber. Das Waschen hätte ich mir gestern auch sparen können, da eine Waschmaschine bereit steht. Und das Waschen hätte meine Vermieterin für mich, wahrscheinlich auch noch getan.

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2 Kommentare
  1. Antworten

    Barbara

    26. Oktober 2017

    Hallo Hubert, habe deine Berichte wieder gelesen und freue mich immer darauf, für deine Frau gute Besserung LG. Barbara

    • Antworten

      Hubs

      29. Oktober 2017

      Vielen Dank

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