Bologna rückt endlich näher
Heute Nacht habe ich sehr schlecht geschlafen. Ich hatte zwar ein wunderbares Appartement in San Martino B&B Acero Rosso am Ende des Ortes, Tel. 347/2408972 Euro 45), das zwar für einen Pellegrino wie mich zu teuer war, aber dafür den Vorteil hatte, über eine Waschmaschine zu verfügen. So konnte ich wenigstens meine Wäsche richten. Und das ist etwas von dem, was ich am meisten zu schätzen weiss. Gut duftende Kleider am Leib tragen zu dürfen. Leider haben mich am Abend die Mücken zerstochen, was mich ein wenig am Schlafen hinderte.
Es wird Herbst
Jetzt im September merkt man auch, wie sich das Jahr schon seinem Ende zuneigt. Es wird früh dunkel. Und es fühlt sich viel dunkler an als wie bei uns zuhause, da die meisten Dörfer entweder sehr wenige Strassenlampen haben oder sie aus Kostengründen gar nicht erst einschalten. Egal, ich verabschiede mich von meiner Herbergsmutter, die sicher schon achtzig Jahre alt ist und ausserdem noch fabelhaft in der deutschen Sprache parliert, was sehr ungewöhnlich in dieser Region ist.
Es geht wieder los. Heute erwarten mich rund 16 Kilometer nach Malalbergo. Es geht zuerst aus dem Dörfchen hinaus und dann lange gerade aus über Nebenstrassen. Danach darf ich seit langem wieder mal an einem Feldweg entlang wandern. Eine wirkliche Wohltat für Seele, Geist und vor allem die Füsse. Auf jeden Fall entpuppt sich die Poebene wieder mal als Irrgarten. Denn zuerst wandere ich drei Kilometer in die eine Richtung. Dann nehm ich den Feldweg für einen Kilometer um dann wieder in die entgegengesetzte Richtung zu gehen. Aber dank der vielen Bewässerungskanäle und Flüsschen gibt es keine dirkete Variante. Das habe ich vor drei Jahren zwei-, dreimal versucht und bin grausam gescheitert und konnte wieder zurückgehen.
Obstgärten und Sonnenblumenfelder säumen meinen Weg
Nun bin jedenfalls in einer sehr ertragreichen Gegend unterwegs. Riesige Obstplantagen und Sonnenblumenfelder lösen sich ab mit anderen Ackerflächen. Aber man spürt den Herbst, der Mais liegt bereits in den Silos, die Obsternte läuft auf Hochtouren, obwohl teilweise noch kräftig gespritzt wird. Ich hoffe natürlich nur das Beste und vermute homöopathische Mittelchen. Was die Dunstwolke und der Geruch, der mich Kilometer weit begleitet, vielleicht beweisen könnte? Auch die Sonnenblumen haben ihre schönsten Tage schon seit einiger Zeit überwunden und strecken ihre Köpfchen nicht mehr reck in die Höhe, sondern warten halb verwelkt auf ihr Ende.
Was ebenfalls auffällig ist, dass in Italien der grösste Teil der Energieversorgung auf dem Land über Strommasten geleitet wird. Nicht verwunderlich, dass es deshalb viele Ausfälle im Netz gibt. Jedenfalls gelange ich langsam ans Ziel. Ich erreiche die kleine Ortschaft Gallo, trinke mal eine Diätcola für einen Euro und geht dann auf die letzten knapp sechs Kilometer. Diese führen der Hauptstraße entlang, an der sich die LKW ein Rennen auf biegen und brechen bieten und wenig Platz für einen einsamen Pellegrino lassen. Ich durchquere Malalbergo und muss noch rund 2,5 Kilometer weiter. Den mein heutiges Agriturismo liegt ausserhalb des Ortes. Ist jedoch wunderschön und bietet einen Pilgerpreis. Es hat nur einen Nachteil, wenn ich noch in das Dorf möchte, geht das eigentlich nur zu Fuss – hin und zurück. Der Chef nimmt mich aber später mit dem Auto mit und so darf ich am Abend nur noch zurücklaufen. Rund 2,5 Kilometer.
Agriturismo Al Navile / Pilgerpreis / 30 Euro ohne Mahlzeiten / Nicht zum empfehlen
Abendessen: Mehrere Lokale, leider ist am Montag alles geschlossen, deshalb einen Toast in der Bar Centrale