Dreisam pilgern macht auch Spass
Heute bin ich schon um acht Uhr unter den Lebenden und bereit für einen spannenden Tag. Trotzdem sempre ich ein wenig herum. Eilig habe ich es ja nicht. Gestern musste ich mich noch ärgern. Als ich am Abend duschen wollte, hingen keine Handtücher mehr in meinem Zimmer. Also hin zur Reception welche holen. Kurze Zeit später wollte ich dann mein Schlafstätte bezahlen und es kostete vier Euro mehr als ausgemacht. Beim Pilgerpreis entfernt der Chef höchstpersönlich die Handtücher und verlangt einen Aufpreis. Hätte ich noch das Frühstück dazubestellt, wäre es teurer gekommen als bei booking.com. Da kann ich nur sagen: Saubere Leistung – also immer auf der Hut sein.
Rennpiste und einsame Wege
Um halb zehn mach ich mich auf die Piste. Das ist genau das richtige Wort, oder noch besser gesagt Rennpiste. Kein angenehmer Weg zu gehen an dieser stark befahrenen Hauptstrasse entlang. Nach mehr als einem Kilometer biege ich rechts auf ein kleines Strässchen ab und geniesse den plötzlichen Frieden. Nur ab und zu flitzt ein Auto an mir vorbei. Rechterhand sehe ich eine in sich zerfallende Kirche, die schon seit vielen Jahren nicht mehr genutzt wird. Bald durchquere ich das verschlafene Dörfchen Ponticelli. Wenig später sehe ich dann eine Bar, in dem ich gemütlich mein Frühstück einnehmen will. Leider ist das Cornettto sicher schon drei Tage alt und ungeniessbar. So mache ich ein wenig auf schlank und gehe weiter. Die Suchenden und Pilger von damals, hatten es auch nicht immer leicht auf ihrem Weg.
Pilger treffen sich
Wenig später geschieht schon fast ein Wunder. Vor mir sehe ich zwei Wanderinnen, die gerade ihre sieben Sachen auf den Rücken packen und weitergehen wollen. Ich grüssse sie und frage auf italienisch ¨Pellegrino¨. Die beiden antworten auf Englisch, dass sie auf dem Antoniusweg pilgern. So kommen wir ins Gespräch. Die beiden sind älteren Kalibers. 73 und 7i8 Lenze alt und pilgern jedes Jahr für ein paar Wochen. Es verbindet sie neben dem Pilgern noch so einiges. Beide heissen Doris. Nach kurzer Zeit frage ich die Damen woher sie denn kommen. ¨Aus Deutschland in der Nähe Würzburg. Da könnten wir uns ja auf Deutsch unterhalten¨, meine ich lapidar und wir lachen uns halb kaputt. Die beiden Mädels sind wirkich gut und lustig drauf und wir pilgern gemeinsam weiter.
Plaudernd durch die Feuchtgebiete
Vorerst geht es durch einen Naturpark, in dem es kleine Seen, Feuchtgebiete und ein Gehege für weisse Störche zu sehen gibt. Ausserdem ist es ein wunderschöner Weg. Durch die dauernde Plauderei bekommen wir nicht viel von dieser Pracht mit. Bei mir ist das nicht so schlimm, denn ich bin ja schon hier gewesen. Später erreichen wir mein Endziel Bentivoglio, ein Dorf mit rund 6000 Einwohner. Das wird geprägt vom gleichnamigen Castello aus dem 15. Jahrhundert und einem Radlerdenkmal. Meine zwei neuen Pilgerfreundinnen und ich haben zum Abschluss dieses Tages noch einen netten Plausch bei einem Bier in der Bar. Wir sind sicher, uns bald wieder zu begegnen.