The way of St. Francis

Husarenstück gelingt mir

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23. April 2019

Am Abend erkunde ich noch Spoleto. Tolle Fotos gibt es leider nicht. Es regnet und es ist alles andere als angenehm warm. Nach einer Portion Spaghetti Bolognese, die leider ziemlich kalt serviert wird, verziehe ich mich auf mein Zimmer. Das ist wirklich ok, aber kalt. Heizen ist im April nicht mehr angesagt.

Respekt vor der Etappe

Ich habe richtiggehend Bammel vor dem heutigen Tag. Es geht von Spoleto nach Macenano. Weil die Ponte delle Torre immer noch gesperrt ist, seit dem letzten Erdbeben, darf ich einen Umweg in Kauf nehmen. Die Brücke macht auch nicht den Eindruck, dass sie nächstens renoviert wird. Die Etappe wird dadurch noch länger und mit fast 800 Höhenmeter hinauf und wieder hinunter, für meinen Fitnessstand nicht gerade ideales Terrain. Auch der Kopf sollte mitspielen. Da ich hier schon zweimal aufgeben habe, einmal weil ich nicht mehr wollte und vor zwei Jahren im Winter aus gesundheitlichen Gründen, bin ich ziemlich nervös.

Regen und Hagel unterwegs

Die ganze Nacht schüttet es wie aus Eimern und ich bin sehr unentschlossen. Trotzdem gehe ich irgendwann einfach los. Da es noch leicht regnet, gehe ich auf der Strasse, das bedeutet rund drei Kilometer mehr. Bald wird das Wetter besser und es kommt erstmals ein gutes Gefühl auf. Bald erreiche ich die Einsiedelei Monteluco, die ich besichtige. Sie wurde von syrischen Mönchen gegründet und wird derzeit renoviert.ä Aber der Platz ist grandios und zählt auch als Naherholungsziel. Dann geht es weiter.

Rutschiger Abstieg

Oben auf dem Berg entscheide ich mich den offiziellen Pilgerpfad zu nehmen. Der Weg ist teilweise ziemlich steil und durch den Regen sehr glitschig. Später komme ich auf einen Fuhrweg, der mich ins Tal hinab führt. Dann beginnt es richtig stark zu regnen und auch zu hageln. Ich denke mir noch, wenn das Wetter früher gekommen wäre, hätte ich richtige Schwierigkeiten bekommen. Ein Tipp von mir: wenn man nicht ein geübter Wanderer ist, sollte man meines Erachtens nach, bei nassen Verhältnissen oder Regen, die Strasse nehmen. Für mich war es bereits bei diesen Bedingungen grenzwärtig. Das zeigt mir, dass es sich lohnt, den inneren Schweinehund zu überwinden. Wer sein Glück sucht, findet es nur, wenn man etwas versucht. Hochgefühle kommen trotzdem keine auf.

Schuhprobleme sind nicht lustig

Nach einer halben Stunde hört der Regen wieder auf. Patschnass bin ich trotzdem. Vor allem mein Schuhproblem belastet mich. Zwei Paar Treckingschuhe habe ich dabei. Bei den einen, die ich auf solchen Pfade benutze, ist das Innenfutter nicht mehr in Ordnung – das heisst Blasengefahr. Die anderen, den besten Schuh, den ich je hatte – ein La Sportiva – ist die Sohle schon ziemlich ramponiert. Aber er passt perfekt, ist leider nicht mehr wasserdicht, da ich ihn einmal falsch behandelt habe. Es ist nicht mehr der Schuh, der sich für solche Trips eignet.

Ziel habe ich erreicht

Ich befinde mich nun im Tal Valnerina und habe zum Schluss noch fünf flache Kilometer vor mir. Obwohl mir die Füsse und Knie schmerzen, komme ich nach rund dreissig Kilometer nudelfertig in Macenano an. Ein netter Hotelier begrüsst mich. Das Dorf ist sehr klein und alt. Es gibt das Albergo und eine Marcelleria und sonst nichts. Heute brauche ich auch nicht mehr. Der Besitzer ist so freundlich und schaltet sogar die Heizung für einen frierenden Pellegrino an. Endlich habe ich mein Husarenstück geschafft und schaue zuversichtlicher auf die nächsten Etappen auf meinem Cammino di Francesco nach Rom.

Albergo so 3 Archi, Tel. 0744/789004

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