Via Francigena

Jubel und Trubel in Lucca

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31. October 2018

Diese Nacht habe ich richtig gut geschlafen und bin schon um acht Uhr munter. Es ist zwar ziemlich frisch im Zimmer. Aber mit Seidenschlafsack und zwei Wolldecken bewaffnet, sind auch kühlere Temperaturen ertragbar. Seit ich mit meiner Frau in unserem Häuschen lebe, habe ich mich so richtig an warme Temperaturen gewöhnt. Unter 24 Grad gibt es nur in Ausnahmefällen.

Ohne Frühstück geht es los

Da ich keinen Hunger habe, starte ich sogleich in mein neues Pilgerabenteuer. Heute will ich bis nach Lucca kommen. Die Herbergssuche ist ziemlich schwierig – den Grund dafür erfahre ich noch früh genug. Es ist eine lange Etappe über 32 Kilometer. Beim Auftakt regnet es nicht. Er hat erst für Nachmittags Niederschläge angesagt. Aber dem Wetterbericht ist hier nicht zu trauen und so regnet es nach einer halben Stunde schon wieder. Nicht so arg wie auch schon, aber trotzdem ist es nass. Das macht die Strecke nicht ganz ungefährlich und ich muss an einigen Stellen wirklich aufpassen, nicht auszurutschen.

Strecke kürze ich ab

Kurz vor dem ersten Zwischenziel in Camaiore treffe ich auf Fabiano. Er ist Römer und will in die umgekehrte Richtung pilgern bis nach Aosta. Er warnt mich vor dem nächsten Teilabschnitt, da es extrem nass sei und er mehr oder weniger nur im Schlamm und Wasser steckte. Man sieht es ihm auch an, er steht vor Dreck. Er war kurz davor wieder umzudrehen. Deshalb entschliesse ich mich bis nach Valpromaro den Bus zu nehmen. Das verkürzt meinen Weg um rund neun Kilometer. Vor allem schrecken mich die drei Furten, die zum überqueren gewesen wären.

Es geht weiter nach Lucca

In Valpromaro steige ich aus dem Bus und will mein GPS wieder einschalten. Leider nein, ich habe keinen Akku mehr. Keine Ahnung wieso, denn ich hatte es angesteckt. Also kein Tourenbericht, keine Fotos – schade, den es ist ein schöner Weg. Bald komme ich in Lucca an und glaube, es trifft mich der Schlag. In der ganzen Stadt wimmelt es nur so von Menschen, sodass man kaum durch die Menge kommt. Später erfahre ich, dass diese Woche das Comic und Spiele-Festival stattfindet. Gepaart mit Konzerten und Halloween. Das Ganze dauert fünf Tage lang. Viele der Leute sind verkleidet und präsentieren sich in Kostümen quer durch alle Fantasie- und Filmfiguren.

Nun wird mir klar, wieso ich fast nichts zum übernachten gefunden habe. Es sind alle Hotels belegt und auch die Herbergen haben ihre Schlafplätze den Nichtpilgern überlassen. Wobei ich nach längerem nachdenken ehrlicherweise zugeben muss, dass dies so auch nicht stimmt – es sind ja auch Pilger, nur in einer anderer Form. Ich darf mich glücklich schätzen, dass ich noch ein Hotel ausserhalb gefunden habe. Für sechzig Euro übernachten ist aber auch nicht gerade billig.

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