Lukullische Genüsse und wunderschöner Pilgerweg
Liebe Leute, eines kann ich euch sagen. Ich gelte als ziemlicher Feinspitz und esse nun wirklich nicht alles. Andere behaupten, ich sei einfach heikel. Das stimmt so aber nicht. Wenn ich was esse, soll es einfach gut zubereitet sein. Es muss auch keine Gourmetküche sein. Wichtig sind nur gute Zutaten und viel Liebe beim Kochen. Dann gibt es auch etwas lukullisches auf dem Teller. Jedenfalls kehre ich in der Trattoria La Sferad D’Oro in Sutri ein. Unglaublich lecker. Ich esse Ravioli con Radicchio e Gorgonzola mit einer richtig leckeren Soße aus Kirschtomaten zubereitet. So etwas gutes habe ich schon lange nicht mehr gekostet. Die Note Zehn habe ich noch nie vergeben. Heute ist sie fällig. Einfach delicioso.
Man lernt nie aus
Ich übernachte in der Monache Carmelitane di Clausura. Die Unterkunft ist sauber und schön. Aber eiskalt. Interessant ist die Begrüssung durch die Schwester. Nach dem Klingeln dauert es zwei, drei Minuten ehe ich eintreten darf. Dann stehe ich in einem Vorraum. Die Schwester ist hinter einem Holzgitter, ähnlich wie in einem Beichtstuhl und nur schemenhaft zu erkennen. Sie verlangt meinen Pilgerpass und die Gebühr fürs Übernachten. Das muss ich in einen Drehkasten legen. Danach kommen die Papiere und der Schlüssel wieder zurück. Die Schwester ist gefühlsmässig eher jung, sehr freundlich und spricht auch Englisch. Für mich ist das Ganze Neuland, denn ich hätte mir nicht gedacht, dass es heute noch solche Orden gibt, die sich so geben. Vor allem, da sie Pilgern eine Herberge bieten.
Entscheidung steht an
Am Morgen bin ich schon früh unterwegs. Nach dem Glücksgefühl vom gestrigen Abendmahl, gönne ich mir heute ein Cappucchino, eine Cola Light und zur Feier des Tages ein Cornetto con Cioccolato Bianco. Das habe ich noch nie gehabt. Einsame Spitze. Kulinarisch darf ich mich wirklich nicht mehr beklagen. Dann geht es los. Mein Plan ist, bis nach Campagnano di Roma zu pilgern. Das sind zwar wieder 29 Kilometer, hat aber den Vorteil, dass ich morgen bis nach La Giustiniana pilgern kann. Dann steht mir die Entscheidung bevor, fahr ich mit dem Zug in den Vatikan oder pilgere ich an der Via Trionfale – diese wird von einigen Pilgern auch als Todesstrecke bezeichnet – zum Petersdom. Schwierige Entscheidung. Jedenfalls habe ich mein Zugticket zurück zu meinem Schatz schon gebucht. Am Dienstag bin ich wieder zu Hause.
Wunderschöne Tour
Kurz nach dem Start schaue ich mir noch den archäologischen Park an. Sehr schön mit einer Nekropole und Amphitheater. In den nächsten Stunden erwartet mich vor allem eines: Landschaft pur. Kurz vor Monterosi durchquere ich einen Golfplatz. Da mache ich einen Abstecher und begutachte die Greens. Ich war ein leidenschaftlicher Golfer, bis mir meine Psyche in die Quere kam. Nun gelüstet es mich wieder zu golfen. Nächstes Jahr möchte ich wieder mehr Golf spielen und weniger herumpilgern. In Monterosi hat man die Wahl die Via Francigena auf der Originalroute oder die Alternative zu laufen. Dazu ist zu sagen, dass erstere auf der Schnellstrasse verläuft. Ziemlich gefährliche Geschichte. Nicht wenige Pilger nehmen diese Gefahren auf sich. Ich wähle die Alternative und diese ist wunderschön. Es geht über endlose Felder. Unterwegs gibt es einen Rastplatz mit kleinen Wasserfällen (siehe Video). Jedenfalls ist das eine der schönsten Abschnitte auf der ganzen Via Francigena für mich.