Nasser Weg nach San Miniato Alto
Seit Tagen ernähre ich mich von Pizza und Pannini con Salame. Es ist kaum zu glauben, ich habe noch keinen Teller Spaghetti gesehen. In Pietrasanta fand ich nur Lokale höheren Standarts, in denen die Pasta 15 Euro und mehr kosten. Ist ein bisschen viel denke ich mir. Schlussendlich lande ich in einer kleinen Pizzeria. In Lucca dasselbe, alles war so überfüllt, dass es wieder Pizza al Taglia gibt. Und gestern hatte ich ein wenig Pech. Es gibt tolle Restaurants, aber alle sind total ausgebucht. So lande ich schlussendlich in einer Aperobar. Ein alkoholfreies Bier und dazu darf man sich am Buffet satt essen. Kostet mich fünf Euro (Trinkgeld kommt natürlich noch hinzu) und es gibt viele gute Speisen. Das ist alles wunderbar. Nur – es ist alles kalt und irgendwie brauche ich, das heisst mein Körper und meine Seele ein bisschen Wärme von innen.
Nacht ohne Schlaf
Dann gehe ich in mein Hotel zurück. An schlafen ist aber nicht zu denken. Um halb elf beginnt es zu klopfen und hämmern. Irgendetwas stimmt mit den Rohren nicht. Ich schlafe erst weit nach Mitternacht ein und wache schon bald wieder auf. Eine Gruppe junger Italiener kommt gerade aus dem Ausgang zurück und sie veranstalten noch eine kleine Privatparty zwischen ihren drei Zimmern bis um halb fünf. Nach kurzem Schlaf ist schon die Putzfrau um halb acht mit dem Staubsauger unterwegs. Richtig toll, ich bin total gerädert und beschliesse früh los zu gehen.
Pilgertreffen in der Bar
In der Nacht hat es wieder geregnet. Doch für die nächsten zwei Stunden soll es trocken bleiben, also pilgere ich los. Es geht heute vor allem über Wald- und Feldwege nach San Miniato Basso. Rund 26 Kilometer sind es bis dahin. Diese Wege sind super für die Füsse. Da es aber geregnet hat, ist es ziemlich lehmig und glitschig. Das heisst Augen auf – es herrscht Rutschgefahr. Aber alles geht gut. Später setzt dann leichter Regen ein. Unterwegs treffe ich zwei italienische Pellegrini. Wir reden ein wenig und ich erzähle ihnen wo ich übernachte. Sie meinen, das sei eine schlechte Unterkunft und ich soll lieber drei Kilometer weiter gehen zum Convento San Francesco über dem anvisierten Zielort. So rufe ich gleich mal dort an und ergattere mir noch einen Plätzchen. Mal gespannt. Danach überhole ich drei Pilgerinnen, die sind mir gestern schon mal kurz über den Weg gelaufen. In einer Bar mache ich dann halt, weil jetzt beginnt es wirklich zu regnen. Petrus öffnet mal wieder grosszügig die Schleusen. Die drei Pellegrini treffen auch schon bald ein und wir warten eine halbe Stunde zusammen bei einem Cappuccino. Aber es hört nicht auf zu regnen und wir machen uns wieder auf den Weg. Aus der Bar hinaus und der Regen lässt nach, es tröpfelt nur noch – welch ein Glück.
Am Schluss wartet ein Hügel
Da ich schneller unterwegs bin, pilgere ich bald wieder einsam vor mich hin. Es ist richtig toll, so gehen zu können. Am Schluss gehts noch ziemlich steil den Hügel hinauf und ich komme schon bald im Convento an. Für zwanzig Euro bekomme ich ein Doppelzimmer. Echt genial. Ein wirklich guter Tag im Schlamm und Regen – Ich hab es genossen. Morgen soll es richtig schönes Wetter geben. Auf das freue ich mich besonders und jetzt natürlich auf einen Teller Pappardelle al Ragu Cinghiale. Mahlzeit.