Tolles Essen und keine Badesaison
Im Gegensatz zu Porto herrscht in Labruge tote Hose. Pilger hat es natürlich, aber sonst ist nichts los. Die Badesaison hat noch nicht begonnen. Wer legt sich bei 18 Grad schon freiwillig an den Strand, vor allem bei der kalten Brise. Irgendwie fröstle ich ständig. Die Atlantikküste ist nicht bekannt, für warmes Meereswasser, also ist auch im Wasser planschen eine eher kühle Angelegenheit. Den ganzen Tag sehe ich niemanden schwimmen. Nur Surfer hat es viele. Dafür ist der Wind natürlich ideal.
Später am Abend gehe ich essen. Das Lokal Caruso ist toll. Es wird von einem Einheimischen geführt, der seine ersten acht Jahre in Deutschland verbracht hat. Sein Deutsch ist zwar nicht mehr das Allerbeste, aber mit einem Mix mit Englisch verstehen wir uns ausgezeichnet. Er serviert mir Salat, ein Rindersteak mit Tomaten und Käse überbacken. Es schmeckt köstlich. Endlich habe ich es in ein Lokal geschafft, wo ich rundum zufrieden bin. Also falls jemand mal hier vorbeikommen sollte, könnte das Caruso eine Wahl sein.
Frühstücksparty beginnt früh
Nach dem Essen gehe ich schlafen. Die vergangenen Tage haben ihre Spuren hinterlassen. Aus der Nachtruhe wird wieder mal nichts. Der Raum ist hellhörig, die Toilette irgendwo am Gang und ein Gast hat Probleme mit der Verdauung. Das bekomme ich viertelstündlich mit. An Schlaf ist nicht zu denken. Als ich endlich mal einnicke, geht der Pilgerwahn schon los. Obwohl es ein Guesthouse ist, haben doch einige diese Unterkunft anstatt der Pilgerherberge gewählt. Um halb sechs wird ausgiebig gefrühstückt, geschwatzt und gelacht. Die Küche ist direkt angrenzend. Um sieben versucht der Inhaber mein Zimmer aufzusperren und klopft anschliessend noch. Dabei ist der letzte Checkout erst um elf Uhr. Was soll das? Falls ich eine halbe Stunde geschlafen hätte, wäre ich fitter wie ich mich fühle. So haue ich ab, total fertig mit der Welt. Nur noch raus hier. Für das ganze Programm will er 35 Euro und ist nicht gerade die Freundlichkeit in Person.
Fit sein ohne Schlaf geht nicht
So gehe ich ziemlich schlecht gelaunt auf meinen sogenannten Spaziergang. 15 Kilometer bis nach Povoa de Varzim. Es geht schleppend voran und mein Gemüt ist schwer angeschlagen. Anstatt zu spazieren ist jeder Schritt eine Tortur. Es dauert lange, bis ich die Schönheit der Gegend wahrnehmen kann. Denn die Landschaft mit der Küste und dem Meer ist phantastisch.
Um die Mittagszeit komme ich in meiner Unterkunft an und bin froh, dass der Spaziergang vorbei ist. Nun will ich meinen inneren Frieden wieder finden und hoffe auf eine bessere Nacht. Vielleicht sollte ich mehr das Positive sehen. Das Wetter ist toll, die Landschaft schön und ich habe sympathische Menschen kennenlernen dürfen. Auf diese Aspekte möchte ich mich von jetzt an fokussieren.
Pannen, Pech und Peinlichkeiten von Hubs the Pilgrim: Am Abend vor dem Abendessen, gehe ich noch Erdbeeren einkaufen. Diese möchte ich später essen. Zuerst stelle ich meine elektronischen Geräte ins Zimmer und möchte nun meinen Einkauf in der Küche im Kühlschrank verstauen.
Leider ist meine Zimmertüre zu und ich habe den Schlüssel draussen stecken lassen. Das heisst, ich komme nicht mehr raus. Rund dreissig Minuten bin ich eingesperrt, bis mir der Vermieter – mit einem Grinsen im Gesicht – die Türe öffnet. Normalerweise sollte man aus dem Zimmer immer rauskommen können. Ende gut, alles gut, heisst es ja so schön.