Versöhnung mit Pilgergott
Leider muss ich mein Zimmer in Mealhada verlassen. Es ist für heute Abend nicht mehr frei. Das ist nicht toll, denn mein Männerhusten entpuppt sicht eher als Lebensmittelvergiftung. Soweit jedenfalls meine Annahme. Den Hamburger, den ich gegessen habe, war offenbar nicht in Ordnung. Da ich ausser Wasser und einen Salat nicht mehr gegessen und getrunken habe, muss es daran gelegen haben. Es ist mir grauenhaft schlecht und ich verbringe den grössten Teil der Nacht nicht im Bett, sondern auf dem Klo.Als ich aufbreche, fühle ich mich ziemlich schwach. Zum Glück ist es nicht heiss, sonst wäre es noch viel schlimmer. Der Pilgergott meint es im Moment nicht so gut mit mir. Das muss ich akzeptieren. Vielleicht ist es auch für etwas gut. Jedenfalls quäle ich mich über den Pilgerweg. Unterwegs muss ich mich noch zweimal übergeben. Danach ist nichts mehr im Magen.
Abbrechen wäre die Alternative
Vom portugiesieschen Jakobsweg bekomme ich nicht viel mit. Zu sehr bin ich mit mir selbst beschäftigt. So pilgere ich leidend vor mich hin, in der Hoffnung, bald in Agueda anzukommen. An solchen Tagen frage ich mich, für was ich mir das antue und würde am liebsten abbrechen. Trotzdem habe ich eine tiefe Ehrfurcht in mir. Wie haben das die Pilger vor Jahrhunderten geschafft. Ohne gute Ausrüstung, bei Wind, Wetter, schlechten Wegen und Krankheiten. Chapeau vor dieser Pilgerschaft!
Zwieback für den Pilger
Nach knapp 25 Kilometer komme ich an. Auf der einen Seite total fertig mit meiner Pilgerwelt, auf der anderen Seite glücklich, dass ich durchgekommen bin. Das Highlight des Tages folgt sogleich. Ein wunderschönes Zimmer wartet auf mich. Zwanzig Euro und eine wirklich nette Besitzerin, die sich um mein Wohl kümmert. Sie bringt mir Zwieback und Tee. Und ein wenig wohler ist mir danach auch. So haben auch schlechte Tage seine Daseinsberechtigung. Und man wird fürs Durchhalten am Ende des Tages belohnt. Obrigado. Und ich versöhne mich wieder mit dem Pilgergott.