Cascata delle Marmore – Von den Römern erbaut
Nach meinem gestrigen Husarenritt lasse ich den Abend in dem kleinen Dorf ruhig ausklingen. Neben einem Salat gibt es heute Pappardelle al Cinghiale – ein wahrer Hochgenuss aus der Küche dieser Gegend. Obwohl die Entscheidung sehr schwer fällt, da die Pizzen unglaublich lecker aussehen. Aber ich bereue meinen Entscheid nicht. Vielleicht sollte ich es wie die Typen nebendran angehen. Diese verspeisen zuerst Antipasti misti, dann kommen die Pappardelle, gefolgt von einer Pizza und diversen Nachspeisen wie Torta della Nonna und Tiramisu. Keine Ahnung wie jemand soviel essen kann. Ich brächte nichts mehr in meinen Magen, obwohl ich nicht einmal gefrühstückt habe. Unglaublich. Dann gehe ich los. Mein Ziel ist Piediluco. Zwischendurch möchte ich ein weiteres Highlight auf meinem Franziskusweg bestaunen – die Cascata delle Marmore, ein 165 Meter hoher Wasserfall, der vor über 2300 Jahren von den Römern künstlich angelegt wurde. Eine Meisterleistung.
Gutes Essen und froher Start
Heute fühle ich besser. Das Wetter ist schön und ich habe die gestrige Etappe gut verdaut. Das gute Essen ist natürlich auch entscheidend. Ein Wunder, dass es in einem Kaff so ein tolles Ristorante gibt. Meine gute Laune hält auch länger an. Der Pilgerweg ist wunderschön. Es geht an dem Fluss Nera entlang. Kaum eine Steigung, Wald, ein nettes Strässchen – einfach toll. So geht die Zeit schnell um und ich erreiche Ferrentillo, ein schmuckes Städtchen, bekannt als Kletterhochburg.
Steiler Aufstieg zum Wasserfall
Nach einem Cappuccino und einem Plausch mit anderen Pilgern geht es weiter nach Marmore. Hier darf ich eine Entscheidung fällen, soll ich den Wasserfall von oben oder von unten anschauen. Ich entscheide mich für ersteres und gehe den Berg hinauf. Ziemlich steile Angelegenheit und nicht so ganz meinem Fitnessstand entsprechend. Es ist nur ein Kilometer, dieser hat es aber in sich. Oben kaufe ich mir ein Ticket und schaue mir das Spektakel an. Die Schleusen werden zweimal am Tag geöffnet und ist eine Touristenattraktion, die zehntausende Leute im Jahr anlockt. Diese werden in Bussen angekarrt. Doch ich bin enttäuscht. Zehn Euro war es für mich nicht wert. Nach zehn Minuten habe ich es gesehen. Ein Italiener klärt mich später auf, dass es von unten viel toller sei. Also, falls jemand dieses Spektakel geniessen möchte, sollte er es vielleicht von unten tun.
Lieber pilgern als Bus fahren
Danach habe ich die Möglichkeit den Bus zu nehmen. Müde genug wäre ich beileibe. Dreissig Minuten Wartezeit ist mir zuviel und so nehme ich die letzten rund sieben Kilometer unter meine armen Pilgerfüsschen. Jedenfalls lohnt es sich, auch dieser Teil des Pilgerweges ist traumhaft. Am Lago di Piediluco entlang, geniesse ich die Ausblicke – für meine Seele eine Wohltat.
Pilger traut sich in die Herberge
Nach gut 28 Kilometer komme ich an. Nun folgt die nächste Herausforderung für mich: Übernachten in der Pilgerherberge. Zuerst ist natürlich niemand da und ich warte eine halbe Stunde. Dann kommt eine Frau, ein bisschen unwirsch und weist micht ein. Die Pilgerherberge ist ok für den Notbedarf. Für 15 Euro werde ich diese Nacht auch noch durchstehen. Morgen folgt übrigens das nächste Highlight. Posto Bustone, ein wichtiger Ort für die Franziskaner. Hier predigte der Hl. Franziskus und es gibt die berühmte Felsengrotte Sacro Spece zu besichtigen. Den Gebetsort des Heiligen.