Dunkelheit überrascht mich
Gestern habe nicht mehr viel gemacht. Es hat durchwegs geschüttet, also bin ich noch in eine Trattoria. Meine lieber Hotelier hat vorher noch die Heizung eingeschaltet, weil es war bitterkalt im Zimmer. Das Essen in diesem kleinen Restaurant war grossartig. Zuerst Bruschetta auf eine spezielle Art und danach Pappardelle mit einer Käse-Pfeffersauce. Köstlich, das hatte ich mir auch verdient. Dann ging ich zurück und es schlug mir die Hitze entgegen, als ich die Türe öffnete. Mindestens dreissig Grad. Ich versuchte die Heizung zurück zu drehen, ging aber nicht. Es heizte weiter. Also zu meiner knapp neunzig-jährigen Vermieterin. Sie reagierte und macht an einem Hauptkasten hinter dem Haus herum. Jedenfalls hat sie die gesamte Heizung abgeschaltet und drei Stunden später wars wieder so kalt wie bei der Ankunft…
Bestes Cornetto meines Lebens
Am Morgen bleib ich bis zwölf Uhr im Zimmer. Es schüttet immer noch ohne Ende in Sicht. Zum verzweifeln. Dann raffe ich mich auf und gehe, bewaffnet mit meinem Pilgerschirm, los. Sonst wird die Zeit zu knapp. Es geht heute nach Trevi, eine kleine hübsche Stadt, mit herrlicher Sicht auf das Tal hinab. Erst regnet es mal munter weiter und ich bin froh um meinen Pilgerknirps. Kurz vor Foligno hört es endlich auf und langsam kommt sogar die Sonne zaghaft hervor und zeigt, dass sie keine Legende ist. Schon fühlen sich die knapp sieben Grad schon sehr freundlich an. Ich komme in Foligno an, eine muntere Stadt, einer der wenigen die im Tal liegen und deshalb wirtschaftlichen Erfolg haben. Es ist bereits halb zwei und genehmige mir mein Frühstück. Die weltbesten Cornetti erwarten mich in der Centralbar. Obwohl diese Stadt viel zu bieten hat, muss ich leider weiter, es wird früh dunkel hier und ich hab noch einige Kilometer vor mir.
Verirrungen unterwegs
Die Stadt verlasse ich durch die Stadttore und denke mir, es gibt so viel schönes zu sehen. Wieso kann ich das nicht in mich aufsaugen. Schwierig ist es schon. Unterwegs geht es besser als wie zu Hause. Ich denke viel nach über mein Leben und es macht mich traurig, dass es so ist. Die heutige Strecke ist nicht so interesant. Es geht einen grossen Teil an der Autobahn und Industriegebieten vorbei. Rund acht Kilometer vor Trevi passiert es dann: Keine richtige Wegweisung, Pilgerführer unbrauchbar geschrieben, ich suche sicher 45 Minuten herum und entscheide mich dann für einen der sechs Möglichkeiten. Keine entspricht dem Führer und er führt mich aber in die richtiige Richtung. Dann hält ein freundlicher Italiener an und sagt, wenn ich nach Trevi wolle, solle ich diesen Weg nehmen und auf dem bleiben.
Retter in der Not
Nach zwei Kilometer trifft sich mein weg mit den Schilder vom Romweg. Und ich gehe den weiter. Eine Katastrophe, denn es wird langsam dunkel. Man sieht keine Markierungen mehr und ich geh immer weiter hoch auf einem Karrenpfad. Es ist brutal steil und die Hauptstrasse die ich queren müsste ist nicht in Sicht. Nun ist es dunkel und ich steh mitten im Wald. Plötzlich höre ich ein Fahrzeug, das mir entgegen kommt und ich halte ihn an und frage, ob ich auf dem richtigen Weg bin. Fehlanzeige, er bietet mir an mich dahin zu fahren. Ich war schon mindestens 200 HM über Trevi und über fünf Kilometer Wegstrecke von meinem Ziel entfernt. Gott sei gedankt!