Geschnarche, Getrampel und süsse Früchtchen
Im Hostel, in dem ich übernachte, passt vieles. Ich habe ein Einzelzimmer, sehr klein, aber sauber und vor allem gut in der Innenstadt gelegen. Das stimmt mich positiv und auch den Abend geniesse ich noch ein wenig. Danach folgt jedoch der absolute Horror für mich. Das Zimmer ist so hellhörig, dass man das Geschnarche in den höchsten Tönen hört. Ohropax ist nichts für mich, damit kann ich leider nicht schlafen. So wälze ich mich in den Bettlaken herum.
Wenig Schlaf bekommen
Als ich endlich einschlafen kann, beginnt bereits das grosse Getrampel. Um vier Uhr morgens entscheiden sich die ersten aufzubrechen und frühstücken mit einem kleineren Krawall. Der Frühstücksraum liegt direkt neben meiner Koje und ich bin hellwach. Keine Chance mehr einzuschlafen. Drei Stunden Nachtruhe ist zu wenig, obwohl ich wenig Schlaf benötige. Um sieben stehe ich auf und mache mich bereit. Für mich ist es ein Rätsel, was diese Menschen um diese Zeit für Pläne schmieden. Und vor allem, wenn man zu nachtschlafender Zeit lospilgern will, könnte das auch um zwanzig Dezibel leiser geschehen. Ich möchte niemanden den Pilgerspass verderben, aber ein wenig Rücksichtnahme könnte nicht schaden.
Mit süssen Früchten verwöhnt
Kurz nach sieben bin ich unterwegs. Gerädert von zu wenig Schlaf. Dabei habe ich heute über 30 Kilometer auf meinem Plan. Da sollte man ausgeruht sein. In der ersten Bar kehre ich ein und werde zumindest positiv überrascht. Neben einem Kaffee bekomme ich auch mein geliebtes Coca Cola light. Das ist leider selten der Fall, da viele Bars dies nicht führen. Das hebt meine Laune natürlich sehr. Dann geht es los, am Anfang wie immer nur auf Asphalt durch die Stadt hinaus. Die ersten Kilometer sind nicht so toll, danach wird es besser. Die letzten 17 Kilometer sind wirklich schön und führen auch zu einem Teil über Feldwege und bieten tolle Aussichten. Das erste Mal, dass ich hier ein Pilgerfeeling bekomme.
Unterwegs treffe ich wieder auf meine Pilgerkollegin aus Barcelona. Sie hüpft von einer Hofeinfahrt heraus und ruft mich zurück. Sie hat grosse Lust auf eine Orange und fragt die Besitzerin, ob sie eine pflücken darf. Diese ist sehr hilfsbereit und meint, wir können auch mehrere nehmen und serviert uns dazu noch Wasser. Sehr freundlich. Vanessa plaudert mit der Frau und übersetzt für mich auf Englisch. Jedenfalls habe ich noch nie eine Orange reif vom Baum gepflückt und ich darf euch sagen: Ich kaufe nie mehr Orangen zuhause. Die sind so sauer bei uns und hier so süss und saftig. Es tropft schon beim Schälen der Saft über meine Hände. Einfach herrlich dieser Geschmack.
Ein langer Tag endet gut
Danach geht es weiter nach Amiais de Baixo – einer kleinen Stadt. Dort habe ich ein Hotel gebucht, in der Hoffnung schlafen zu können. Die Kilometer ziehen sich endlos dahin und mein Fuss schmerzt. 32 Kilometer sind ziemlich heftig für mich. Das heisst, ich muss die nächsten Tage sehr auf meinen Fuss aufpassen. Entweder teile ich die nächste Etappe in zwei Teilstücke auf oder ich kürze irgendwie mit dem Bus ab. Das entscheide ich morgen. Angekommen im Hotel, bin ich positiv überrascht. Ein Doppelzimmer, ein Swimmingpool (obwohl ich kein Fisch bin) und die Inhaberin macht mir zudem noch die Wäsche. Ausserdem spricht sie ausgezeichnet Englisch und hat Tipps zum Essen gehen für mich. Das ist ein guter Tag.
Hotel Amiribatejo, Amiais de Baixo