Guten Tag, gute Leute
Piediluco mag ja schön am Lago gelegen sein. Die Einheimischen führen sich aber nicht sehr freundlich gegenüber Pilgern auf. Jedenfalls an den Orten, die ich besuche. In der Bar ist die Dame hinter dem Tresen wahrhaftig eine Dame und tritt sehr affektiert auf.
Freundlich sein geht anders
Später im Ristorante des Albergo Eco, das ihm Führer von Treml ebenfalls erwähnt wird, bestelle ich Fettucine al Ragu. Der Kellner ist mega unfreundlich und ich bekomme das Gefühl, dass ich nicht erwünscht bin, obwohl das Lokal gross ist und nur wenige Menschen hier essen. Apropos, hier habe ich angerufen, wegen einem Zimmer. Der Preis wäre 50 Euro und zu teuer für einen Pilger. Wenn ich die Bruchbude anschaue, kann ich mir nicht vorstellen, dass hier jemand zweimal nächtigen will. Das einzig tolle ist noch die Lage direkt am See. So verziehe ich mich später in die Pilgerherberge, die zwar auch kein Hit ist, aber mit 15 Euro günstig. Und ich habe Glück, und darf alleine in einem Viererschlag nächtigen. So schlafe ich wenigstens gut. Das duschen unterlasse ich. Falls ich hier in der Gegend wieder mal pilgern sollte, suche ich mir eine andere Ortschaft um zu nächtigen.
Harter Anstieg nach Labro
Heute fühle ich mich sehr gut, obwohl ich schon früh unterwegs bin. Das ist das Los der Herbergspilger, die Betreiber wollen, dass man am besten ihre heiligen Hallen bereits in aller Herrgottsfrüh verlässt. Keine Ahnung, was ein Pilger um sieben Uhr oder noch bevor der Hahn kräht, tun könnte. Das sind definitiv nicht meine Zeiten. Mein Ziel heute heisst Poggio Bustone. Das ist ein wichtiger franziskanischer Ort, an dem der Hl. Franzl beschloss seine acht Mitbrüder in Zweiergruppen auf Mission in alle Richtungen zu schicken. Zudem begrüsste er hier die Menschen mit den Worten: Guten Tag, gute Leute.
Die ersten drei Kilometer gehen flach dahin. Danach kommt aber schon der Hammermann. Die Steigung nach Labro ist sehr steil und aus meinem meditieren mit den Füssen wird schon bald ein Bitten um Erlösung. Oben komme ich schnaubend und schwitzend an. Es erwartet mich ein pittoreskes Städchen – sehr schön. Danach treffe ich auf Marco, der wohl sicher gehen will, dass ich mich nicht verlaufe und pilgert eine Weile mit mir weiter. Dabei erklärt er mir mehrmals den Weg. Ich gehe nun alles der Strasse entlang. Höhenmeter gibt es auch so genug, aber es ist nicht ganz so steil. Trotzdem leide ich auf dieser kurzen Etappe. Mein Fuss schmerzt und ich habe mir einen kleinen Hitzeschlag eingefangen.
Sacro Speco fällt aus
Als ich Poggio Bustone ankomme, fühle ich mich wirklich schlecht. Vor allem ist es mir schwindelig und ich gehe gleich in meine Unterkunft. An einen Aufstieg zum Sacro Speco ist derzeit nicht zu denken. Gerne hätte ich auch von diesem wichtigen franziskanischen Ort berichtet und es auch selbst gerne besichtigt. Aber manchmal läuft das Leben nicht so, wie man es sich erwünscht.