Mit den Füssen meditieren
Nach einer langen Nacht, ich wache erst gegen zehn Uhr auf, geht es endlich auf den Cammino. Ich liebe Hotels, in denen man bis elf Uhr auschecken darf. Das kommt meinem Lebensgefühl entgegen. Zuerst geht es in eine Bar. Wie meistens bestelle ich mir einen Cappuccino, Cola Light und ein Cornetto. Wobei das Cornetto nicht wirklich gut ist. Zwar teuer aber nicht frisch. Danach laufe ich los. Rund 23 Kilometer sind es bis nach Monselice, eine kleine Stadt kurz nach Abano und Battaglia Terme. Es geht flach dahin, die Poebene lässt grüssen. In der Ferne sehe ich die Euganeischen Hügel. Über diese würde sich noch eine zweitägige Alternativroute anbieten. Das unterlasse ich lieber. Denn fit bin ich im Moment definitiv nicht. Die vergangenen Monate war ich nicht wirklich aktiv. Da bevorzuge ich die weiten Ebenen um wieder Tritt zu finden.
Gedanken schweifen lassen
Der grösste Teil des Weges führt am Canale Battaglia entlang. Es geht schnurgerade aus. Für mein Vorhaben genau richtig. Ich habe mir vorgenommen meditativ zu gehen. Im Kloster durfte ich jeden Tag viermal im Sitzen meditieren, was für mich nicht das Richtige war. Die letzte Zeit war mental für mich nicht einfach. Deshalb konnte ich meine Gedanken nicht gehen und kommen lassen, so wie es sein sollte. Also probiere ich das jetzt beim Pilgern aus. Achtsam unterwegs zu sein und jeden Schritt zu spüren.
Sehenswürdigkeiten am Weg
Unterwegs auf meinem Cammiono di Sant Antonio komme ich an den Villen Molin und Remo vorbei. Dazwischen liegt noch das sehenswerte Castello Catajo. Auf meinem Weg begegnen mir immer wieder Radfahrer, teilweise in grösseren Gruppen. Die Gegend lädt zum Pedalieren ein. Auffallend ist, dass auch hier Velos mit elektrischer Unterstützung sehr beliebt sind. Die letzten Kilometer denke ich mir, es wäre schön, wenn ich jetzt ein Fahrrad hätte. Die Füsse schmerzen, der Rucksack drückt. Genug gejammert, ich bin ja hier um zu laufen und nicht zum lamentieren. In zwei, drei Tagen gehen die Schmerzen auch zurück.