Pilger Community oder was?
Der abendliche Grillabend ist anders, als ich erwarte. Die Herberge besitzt zwar einen grossen Holzofengrill, aber der bleibt kalt. Die Hamburger werden in der Pfanne gebraten. Bis alles aufgedeckt ist, sind diese natürlich kalt. Aber zumindest gut durchgegart und auch essbar. Beim Abendessen mit gemeinsam Fussball schauen sitzen gut 15 Pilger zusammen. Aber Stimmung kommt keine auf. Diejenigen, die alleine unterwegs auf dem Jakobsweg sind, bleiben alleine, die andern unter sich in ihren Grüppchen. Es wird kaum gesprochen. So stelle ich mir die beliebte Pilger Community, von denen alle schwärmen, nicht vor. Da ich gerne für mich allein sein kann, stört mich dies weniger. Mehr schockiert mich, dass die meisten nicht zurückgrüssen. Sehr komisch.
Dafür sind die Hospaliteros sehr freundlich und bemüht. Am Morgen habe ich wieder einmal etwas vergessen. Mein Handyladekabel. Das steckt immer noch in der Steckdose in der anderen Unterkunft. Sie helfen mir aus und leihen mir ein Kabel. Das ist nicht so einfach, denn die meisten haben noch die alten Anschlüsse. Und die passen für mein neues Huawei nicht.
Pilger haben Spass
Bereits kurz nach acht Uhr bin ich auf dem Weg. In den Hostels mögen sie Langschläfer wie mich nicht. Die Hospitaleros wollen den Laden wieder in Ordnung bringen. Da die meisten Pilger bereits lange auf dem Weg sind, bin ich wieder mal einer der Letzten. Die heutige Etappe führt mich über knapp 24 Kilometer nach Sao Joaco de Medeira. Nach acht Kilometer mache ich eine Kaffeepause. Und hier werde ich eines besseren belehrt. Kurz nach mir kommt ein Grüppchen von Pilgern, vier aus Italien, eine aus Finnland und der sechste im Bunde aus Holland. Wir kommen ins Gespräch und haben es lustig. Später gehen wir zusammen weiter. Nach ein paar Kilometer löst sich die Gruppe wieder auf. So soll es auch sein.
Zusammen weiter gepilgert
Später komme ich durch Oliviera di Azemeis. In dieser kleinen Stadt zieren viele Puppen die Balkone. Leider finde ich nicht heraus, wieso das so ist. Auf jeden Fall ist es speziell. Die Etappe ist ziemlich langweilig. Sie führt während des ganzen Tages über aspalthierte Strassen in einem ständigen Auf und Ab durch dichtbesiedelte Wohngebiete und Industriegelände. Rund fünf Kilometer vor dem Ziel, hole ich eine amerikanische Pilgerin aus Seattle ein. Sie hat in der gleichen Herberge übernachtet. Irgendwie kommen wir ins Quatschen und gehen den letzten Teil des Weges zusammen.
Internet bietet Möglichkeiten
Später im Hotel, frage ich die Receptionistin, wieso das Zimmer über einen Drittanbieter zehn Euro mehr kostet. Hier wollte ich vor zwei Tagen direkt buchen. Sie meint, dafür könne das Hotel nichts, da dies eine Werbemassnahme ist. So kann ich euch sagen, wer unbedarft am Weg ist und nicht die Möglichkeiten des Internets auslotet, wird oft bestraft. So ist es im Leben. Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Für mich war es ein toller Tag, wieder einmal soziale Kontakte knüpfen, ein paar gute Gespräche führen und vor allem vergnügt am Weg sein zu dürfen.
Pilgern nach Porto
Ein Grund beschwingt den kurzen Abend zu geniessen. Morgen wartet ein grösseres Programm auf mich. Es geht nach Porto, knapp 35 Kilometer. Also sollte ich früh ins Bett gehen und nicht zu spät in die Pilgerei starten. Das ist für mich eine Herkulesaufgabe…