Via di Francesco/ Da Firenze a Poggio Bustone

Pilgern einmal anders erleben

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16. Settembre 2019

Nach meinem Trip gestern nach La Verna, steige ich am Abend noch runter nach Chiusi della Verna hinab. Dort habe ich meine Unterkunft im Albergo Letizia gebucht und speise dort später vorzüglich. Dabei treffe ich wieder auf das Paar aus Australien. Sie möchten beide nach Caprese Michelangelo weiterpilgern. Ihr Problem ist, dass ihr Wanderführer diese Etappe nicht beschreibt und fragen mich, ob sie mich begleiten dürfen. Das ist kein Problem für mich, dann spiele ich mal zur Abwechslung den Pilgerguide. Auch die Unterkunftsfrage kläre ich ihnen und rufe kurzerhand in meinem B&B an. Somit ist klar, ich trage ein wenig Verantwortung für andere und nicht nur für mich selbst.

Neue Impressionen täglich

Am Morgen treffen wir uns erst um zehn Uhr. Es stellt sich heraus, dass wir etwas gemeinsam haben: Wir sind Langschläfer und Spätpilger. Sie kommen aber nicht alleine, sondern bringen noch einen jungen Pilgerfreund aus Deutschland mit. 21 Lenze jung und ziemlich angeschlagen. Er hat sich den Knöchel verstaucht und läuft nun getapet durch die Gegend. Ziemlich unschöne Sache. So machen wir uns zu viert auf den Weg. Wie immer folgt auch heute wieder ein ziemlich kräftiger Anstieg schon zu Beginn. Nicht so schlimm wie gestern, aber ins Schnaufen kommt man schon. Das erste Teilziel ist der Eremo della Casella. Der Pilgerpfad dahin ist wieder ein Traum und die Aussicht zurück nach La Verna grandios. Jeden Tag erlebe ich auf dem Weg neue Höhepunkte, obwohl ich ja nicht das erste Mal hier pilgere.

Eine Oase zum Verweilen

Nach rund 500 Höhenmeter bergauf erreichen wir die Lichtung mit dem Kirchlein, dass auch heute noch gepflegt wird. Sehr schlicht und damit dem Gedanken des Hl. Franz gerecht werdend. Picknickplätze laden zudem zum Verweilen an. Eine richtige Oase um die Zeit zu geniessen. Hier oben treffen wir auf das Pärchen aus Deutschland. Sie schliessen uns an und wir gehen nun zu sechst weiter. Der Rest der Etappe ist leicht und es geht nur noch den Berg hinunter.

Fotos 2017

Die Stille fehlt mir

Nach dem gestrigen anstrengenden Tag mit über 1000 Höhenmeter ist das auch gut so. Zwischendurch etwas gemütlicher unterwegs zu sein schadet nicht. Doch meine heutige Erfahrung zeigt mir, dass ich für mich Recht habe, dass es entspannender ist, alleine zu Pilgern. Nicht dass mich meine Pilgerfreunde stören, nein dem ist nicht so, aber man muss Rücksicht nehmen und es wird viel gequasselt. Für ein paar Tage ist das für mich auch gut so, aber ich fühle, dass mir die Stille abgeht und ich nicht soviel von meiner tollen Umgebung wahrnehmen kann. Vielleicht bin ich ja wirklich ein Eigenbrödler und würde als Eremit glücklicher durchs Leben gehen.

Probleme kann man lösen

Am Schluss nehmen wir nach der Einkehr in eine Bar in Lama – sehr freundliche Betreiber und absolut zu empfehlen – den Schlussaufstieg nach Caprese Michelangelo, dem Geburtsort des grossen Künstlers in Angriff. Das Ziel ist schnell erreicht und wir checken in unsere Unterkunft ein. Unser deutscher Pilgerfreund hat leider erstmal Pech, es ist kein Zimmer mehr frei. Mit Hilfe unserer Unterkunftsmutter organisiere ich ihm ein Bett in Lama in der Pilgerherberge. Zudem wird er noch per Auto zurück geführt. Da hat er nochmals Glück gehabt. Denn er bucht nie etwas im voraus und hier ist es nicht einfach, eine Bleibe zu einem vernünftigen Preis zu bekommen.

TOUR GPS

Info zum Eremo della Casella: Hier hat sich der todkranke Franziskus vor seiner letzten Abreise nach La Verna unter Tränen verabschiedet. Die Einsiedelei wurde 1522 erstmals erwähnt. Das kleine Kirchlein wird heute noch gut gepflegt und ist meistens geöffnet. Ein Ort mit grosser Spiritualität.

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