Zimmer buchen kann schwierig sein
Nach meiner Ankunft in Consuma kehre ich erst einmal in die Dorfbar ein. Etwas trinken und schauen, wo ich heute unterkomme. Da ich bereits am Vormittag in einem Agriturismo angerufen habe, dass noch ein Zimmer auf Booking.com hat und ich trotzdem eine Absage erhalte, schaue ich nochmals ins Internet und sehe, dass der Raum immer noch zu haben ist. Also buche ich es nun doch und hoffe, dass die Betreiberin nicht allzu sauer ist auf mich. Grosse Auswahl habe ich nun wirklich nicht mehr, da die wenigen Möglichkeiten die sich bieten, telefonisch nicht erreichbar sind. Kurze Zeit später sitzt mir Irina gegenüber und fragt, ob ich dieser Pilger sei, den sie heute morgen abgelehnt habe. Ihr gehöre das Agriturismo Villa Katia nämlich. Erkannt hat sie mich an der Kleidung.
Betreiberin verzeiht mir
Aus dieser Situation komme ich nicht mehr heraus. Sie erklärt mir, dass sie zuviel Arbeit habe und mir deshalb eine Absage erteilt hat. Jedenfalls verzeiht sie mir und bringt mir noch ein Apfeltörtchen. Dabei erfahre ich, dass sie die Betreiberin des Lokals (inklusive Alimentari) ist und einfach keine Zeit hatte, das Angebot im Internet zu streichen. Danach fährt sie mich zum Anwesen, das nur ein paar hundert Meter entfernt liegt und erklärt mir im bestimmten Ton, dass ich um halb Acht bei ihr im Lokal zum Essen zu erscheinen habe. Da habe ich keine Wahl mehr – zudem sind alle anderen Lokale geschlossen.
Beste Spaghetti ever
Später mache ich mich bereit und pilgere zurück zu meiner Gastgeberin. Dabei treffe ich auf ein deutsches Pilgerpaar, das ich schon am Tag zuvor kennen gelernt habe. Sie nächtigen am selben Ort. Elena bietet uns Pasta an. Ich entscheide mich für Spaghetti Aglio, Olio e Peperoncini. Unglaublich, Elena meint es wirklich gut. Das sind die Besten die ich je hatte. Ziemlich scharf und mit viel Knoblauch. Da werde ich noch in zwei Tagen nach Knoblauch stinken. Aber so richtig lecker. Jedenfalls wird es noch ziemlich lustig. Die Gastgeberin kommt in Fahrt und erzählt uns ihre Pilgergeschichten. Sie hat diese Etappe eigenhändig markiert. Die Aktion ist in einer ziemlichen Farbkleckserei ausgeartet und sie zeigt uns die Fotos.
Pilgergeschichten zuhauf
Danach gibt sie Geschichten von Pilgern zum besten. Mal amüsant, mal schockiert, wie manchereins so unterwegs ist. Falsche Ausrüstung, keinen Plan und überhaupt nicht für solche Wanderungen geeignet. Ein Holländer, der bei ihr gebucht hatte, kam nie an. Sie wartete auf ihn und rief ihn spät am Abend an. Er meinte trocken, er sitzte bereits wieder im Zug nach Hause. So eine Plagerei sei für einen Flachländer nichts. Einen anderen Pilger mussten sie in der Nacht suchen gehen. Er hat sich verlaufen. Kein Licht dabei, nur ein Uralthandy, das nicht richtig funktionierte. Aber es ist nochmals alles gut gegangen.
Unruhige Nacht verbracht
So endet dieser Abend noch sehr angenehm und wir gehen zurück ins Agriturismo. Meine Nase rinnt und ich huste vor mich hin. 1000 Höhenmeter sind nicht zu empfehlen, wenn man angeschlagen ist. Deshalb hoffe ich auf einen erholsamen Schlaf. Der stellt sich nicht ein und ich liege mehr oder weniger ruhelos in meinem Bett. Da habe ich mal eine lässige, saubere und schöne Unterkunft und habe wenig davon. So spielt das Leben.
Tour GPS
Wie Hänsel und Gretel
Am morgen bin ich richtig gerädert. Es geht heute nach Stia, ein kleines Städtchen. Theoretisch eine leichte Etappe auf dem Franziskusweg. Vor allem ist erstmal abwärts gehen angesagt. Das ist ziemlich anstrengend, da es teilweise recht steil und steinig ist. Glücklicherweise ist es trocken. Danach folgen Gegenanstiege, diese sind war nicht sehr lang aber ziemlich sportlich. Der Pilgerpfad ist sehr schön und führt meist durch dunkle Wälder. Dabei kommt mir das Märchen Hänsel und Gretel in den Sinn. Unterwegs treffe ich keinen Menschen – sehr einsam und trotzdem wunderschön.