Kaffeekränzchen mit den Nonnen
Der gestrige, freundliche Empfang der Schwestern war wirklich lässig. Zwei ältere Nonnen, schätzungsweise 90 Jahre alt und gut 30 Zentimeter kleiner als ich, luden mich zu Kaffee und Kuchen ein. Sie wollten alles von mir wissen, woher ich komme, wohin ich gehe, was ich sonst so alles tue. Schwierige Unterhaltung, da sie nur Italienischen parlierten. Ich setzte mein bestes Baustellen-Italienisch ein und redete mit Händen und Füssen. Cool war es trotzdem. Diese Freude der Schwestern an Neuem trotz ihres Alters spüren zu dürfen. Da kann ich auch für mich etwas mitnehmen.
Demut ist eine Tugend
Die Suche nach etwas gutem zu Essen gestaltete sich schon ein wenig schwieriger. Montag ist am Lago di Bolsena nicht viel los. Die Saison ist vorbei und um fünf Uhr ist es dunkel. So lande ich schlussendlich in einem von zwei geöffneten Lokalen im näheren Umkreis. Pappardelle mit Sugo und Salat. Das war auch schon besser. Aber ich sollte mich nicht beklagen. Vor vier Jahren war ich auf dem Franziskusweg und habe in einem B&B übernachtet auf einem Berg oben. Im Umkreis von sieben Kilometer gab es keine Bar, kein Ristorante, rein gar nichts, wo man was zu futtern bekommen hätte. Das war richtig hart. Also ist ein wenig mehr Demut angesagt.
Kurze, knackige Etappe
Heute gehe ich bis nach Montefiascone. Schon früh starte ich. Es ist eine ziemlich neblige Angelegenheit und den See bekomme ich den ganzen Tag nicht zu sehen. So habe ich viel Zeit nachzudenken. Mein Cammino wird in wenigen Tagen zu Ende sein. Es warten nur noch wenig mehr wie hundert Kilometer auf meine müden Pilgerfüsse. Aber es geht mir gut. Seelisch viel besser wie auch schon. Vor allem bin ich bis auf zwei Ausnahmen jeden Tag unterwegs gewesen. Das brauche ich. Es ist ein guter Weg, obwohl mir der Franziskusweg viel mehr zusagt. Auf der Via Francigena fehlen mir ein wenig die spirituellen Orte. Diese sind auf dem Weg des Hl. Franz zuhauf vorhanden. Viele Einsiedeleien, La Verna, Boggio Bustone und weitere Kraftorte, die mich in den Bann zogen. Aber dies ist mein persönliches Empfinden. Immerhin gefällt er mir wesentlich besser wie der Camino Frances, dem Weg nach Santiago.
Keine Party für Pellegrinis
Mit Montefiascone erreiche ich einen geschichtsträchtigen Ort. Von hier aus sind es nur noch 100 Kilometer bis nach Rom (wohlbemerkt der schnellste Weg). Ausserdem steht hier mit der Kathedrale S. Margherita der drittgrösste Dom Italiens. Auch La Rocco dei Papi hat so einiges zu erzählen. Sie war der Fluchtpunkt für die Päpste, wenn es in Rom zu unsicher wurde. Diese werde ich aber erst morgen auf dem Weg nach Viterbo besichtigen. Als ich ankomme, checke ich erstmals beim Monastero di Pietro ein, das von Benediktinnerinen geführt wird. Auch hier sind sie sehr freundlich im Umgang mit Pellegrinis. Aber es herrschen strikte Regeln. Man bekommt keinen Schlüssel, sondern man muss spätestens um neun Uhr im Zimmer sein. Das heisst für mich, heute hat es sich ausgefeiert…