Via Francigena

Pilgerei macht einfach Freude

Von
am
30. Oktober 2018

Erst einmal möchte ich euch berichten, weshalb ihr gestern nichts von mir zu lesen bekommen habt. Das Genua-Tief hat die Region richtiggehend im Würgegriff. Die Wetternachrichten verheissen nichts Gutes und so entschliesse ich mich einen Tag länger zu bleiben. Und ich bin richtigend glücklich, diese Entscheidung getroffen zu haben. Es zieht ein richtiger Sturm über Massa hinweg, mit Windböen über 120 Km/H. Dazu gesellen sich mehrere Gewitter. Diese sind ein wenig anders wie bei uns, da kommt das Wasser wie aus Schleusen herunter. Es ist zwar ein langweiliger Tag so ganz ohne Pilgerei, aber trotzdem ist es vernünftiger. Die Hotelwirtin handle ich noch auf dreissig Euro herunter. Immerhin.

Warten auf besseres Wetter

Auch in der Nacht pfeift der Wind durch die Stadt und es gewittert weiter. Am Morgen warte ich mit dem Start zu. Er soll ab elf Uhr eine Wetterbesserung geben. So starte ich kurz vor Mittag auf die Via Francigena. Erst geht es zum Castello Malaspina hinauf und sogleich wieder hinunter ins Tal. Hier sind Wegweiser nicht klar deutbar, also folge ich meinem Guide von Outdoor. Der leitet mich rechts und danach sollte ich eine Strasse nach links gehen. Diese ist aber nicht auffindbar, also gehe ich geradeaus weiter und lande nach drei Kilometer wieder bei meinem Hotel am Ausgangspunkt. Saubere Leistung. Also gehe ich den Weg wieder zurück und stelle fest, dass ich an der Abzweigung rechts hätte gehen sollen.

Regen setzt wieder ein

Danach gehts einen kleinen Berg hoch zum Castello Aghinolfi. Ein schöner asphaltierter Weg ohne Verkehr. Dafür beginnt es wieder zu regnen. Zwar nicht so schlimm wie gestern, aber nass werde ich trotzdem. Es hat auch deutlich abgekühlt. Heute hat es nur etwa zwölf Grad. Oben auf der Passhöhe sehe ich das Meer, rund vier Kilometer entfernt. Schon komisch, hier bei mir regnet es und ein paar Meter weiter drüben scheint die Sonne. Wenn das immer so wäre, müsste ich für meine nächste Pilgerei einen See-Pilgerweg finden und auf ein Ruder- oder Tretboot umsteigen.

Verlaufen kann man sich öfters

Dann geht es den Berg runter und ich gönne mir ein verspätestes Frühstück. Mein Ziel wäre nach Camaiore zu kommen. Das gelingt mir leider nicht, denn ich verlaufe mich ein zweites Mal und mache einen grösseren Umweg. Manchmal frage ich mich, bin ich so blind oder geht es anderen auch so. Hinzu kommt, das der Guide einige Fehler aufweist und die Markierungen an vielen Orten grossartig sind. Anderswo aber nicht mehr ersichtlich oder leicht verwirrend sein können.

Route

Ein schöner Pilgertag

So komme ich um halb fünf in Pietrasanta an, einer schmucken Kleinstadt. Nach Camaiore wären es noch acht Kilometer – das ist zu weit, den es wird schon langsam dunkel. Vor allem wären das rund dreissig Kilometer und das ist mir für heute zuviel. Dafür habe ich auf der letzten Pilgerstunde sogar noch ein wenig Sonnenschein. Da ich noch keine Unterkunft habe, entscheide ich spontan mal eine offizielle Pilgerherberge aufzusuchen. In der Casa Diocesana la Rocca (zehn Euro) werde ich fündig. Wie ihr sicher mitbekommen habt, bin ich nicht unbedingt der Herbergspilger. Aber manchmal muss man auch was neues probieren. Ich werde von einer Schwester herzlich empfangen und haben einen richtig netten Plausch zusammen. Sie erzählt mir, dass der erste Umweg den ich heute gemacht habe, schon mehrer Pilger hinter sich haben. Danach zeigt sie mir mein Quartier. Und das ist richtig Klasse. Hinzu kommt: Ich habe einen Raum mit mehreren Stockbetten für mich alleine, falls nächtens nicht noch jemand kommt. Was kann ich noch mehr von dieser Welt wollen. Einfach schön! So geht für mich ein schöner Pilgertag zu Ende und ich freue mich morgen auf Lucca.

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