Tollpatsche sollten nicht pilgern
Manchmal weiss ich nicht, ob nur mir dumme Sachen passieren. Es kommt mir jedenfalls so vor, als ob ich der grösste Tollpatsch bin. Gestern hatte ich eine wunderbare Unterkunft für 29 Euro. Singleroom mit gemeinsamen Bad. Jedenfalls kommt später nur ein älteres Paar hinzu, die den Weg mit dem Bike pilgern. Angenehm. Vor allem ist es toll, weil diese Unterkunft eine Waschmaschine bietet. So kann ich endlich wieder mal in frische Klamotten schlüpfen. Also geh ich sofort ans Werk und schmeisse meine sieben Sachen in die Maschine. Dauert nur vierzig Minuten. Danach kommt alles in den Tumbler. Den kann man nicht programmieren und ich schau nach einer Weile mal nach, wie trocken schon alles ist. Das Ganze hat aber einen kleinen Haken: Die Waschstation befindet sich vor dem Hauseingang. Ich geh also hinaus, stelle fest, dass die Wäsche noch nicht so weit ist und will wieder hinein. Leider ist die Haustür zugefallen und ohne Schlüssel geht halt nichts. Ich kann auch den Vermieter nicht anrufen, da mein Handy zusammen mit dem Schlüssel wohlbehütet in meinem Zimmer liegen.
Nette Dame hilft mir weiter
Jedenfalls ist niemand vor Ort den ich bitten könnte, die Türe aufzuschliessen. Also geh ich mal schauen, das dazugehörende Ristorante öffnet erst in zwei Stunden. Nebendran gibt es noch ein hübsches Geschäft mit Spezialitäten. Ich stell mich der Besitzerin vor, eine Frau knapp unter dreissig und sehr nett. Maria erkennt mein Dilemma sofort und ergreift die notwendigen Massnahmen und informiert den Besitzer. Da ich ein paar Minuten warten muss, lädt sie mich auf einen süssen Fladen mit Äpfel, Mandarinen und Nüssen ein. Sehr süss aber ausgezeichnet. Vielen Dank.
Shoppen kann unterhaltsam sein
Nachdem ich wieder Zugang zu meinem Zimmer gefunden und die Wäsche verräumt habe, geh ich noch in die Apotheke und danach in den Tante-Emma-Laden um die Ecke. Ich brauch noch ein Wasser und einen Apfel für morgen. Der Inhaber will sofort wissen von wo ich komme und wohin ich gehe und vor allem will er mir unbedingt seinen Pilgerstempel geben. So geb ich ihm meine Pilgerpässe und er stempelt sie mit einem wunderbaren Via Francigena Stempel ab. Danach gibt er mir noch ein Ciabatta mit. Das mache er nur bei freundlichen Pilgern, meint er. Das ist ja mal wieder ein Kompliment…
Auf nach San Gimignano
Heute geht es nach San Gimignano. Eine kurze Etappe von rund 14 Kilometer. Entgegen dem Wetterbericht regnet es natürlich schon in der Früh. Aber ich möchte unbedingt bis Mittag da sein, da meine Unterkunft zwischen 12 und 15 Uhr geschlossen hat. Also nichts wie los. Kurz nach neun starte ich und schon bald kommen mir wieder die drei italienischen Pilgermädels in die Quere. Wir laufen ein, zwei Kilometer zusammen und verabschieden uns dann. Sie fahren heute zurück nach Hause. Ich muss mich ein wenig sputen, deshalb gehe ich ziemlich zügig weiter. Es geht teilweise ziemlich steil bergauf. Die Etappe ist zwar kurz, aber ziemlich knackig. Ein Teil des Weges ist wieder ziemlich matschig und schlecht zu gehen. Aber ich komme wirklich noch früh genug an. Fünf Minuten vor Torschluss.
Barbara
Spannend und amüsant wie immer Hubi
Hubs
Wirklich schön hier.