Unwetter verhindern meine Pilgerei
Gestern Abend habe ich erst spät Spoleto erreicht. Die Suche nach einer günstigen Übernachtung brauchte ebenfalls viel Zeit. Am Ende habe ich eine Unterkunft für 46 Euro mit Frühstück gefunden. Schön, aber viel zu teuer für meine Pilgerei. Keine billige Stadt, dafür umso schöner, vor allem bei schönem Wetter. Die letzten paar Kilometer bin ich noch richtig nass geworden und so geht es auch weiter. Es regnet ununterbrochen. Nach einer heissen Dusche geh ich noch was kleines Essen.
Unwetter gehen weiter
Am Morgen bin ich um acht Uhr wach und schau aus dem Fenster. Es ist grau in grau und man sieht kaum was. So stark regnet es. Ich warte bis 11 Uhr und informiere mich über das Wetter. Es soll den ganzen Tag so bleiben, laut Wetterbericht. So ist es unmöglich weiterzugehen. Denn heute würde es auf rund 1000 M.ü.M hochgehen. Im Laufe des Tages wird der Regen noch ärger und es kommen einem richtige Sturzfluten entgegen. Spoleto ist auf einem Hügel erbaut und überall liegen Wasserlachen. Deshalb nutze ich den heutigen Tag um wieder einmal meine heissgeliebten Waschsalons aufzusuchen. Ich liebe diese Kultur einfach…
Sightseeingtour zur Ponte
Das mit der Wäsche dauert lange. Der Waschsalon hatte einen Defekt am Eingangsgitter und sie brauchen bis zwei Uhr um das zu reparieren. Erst dann bin ich an der Reihe. Heute habe ich genug Zeit totzuschlagen und vor allem Pläne für die nächsten zwei Tage zu machen. Ich hätte normalerweise zwei Optionen, entweder den Via Francigena weiterzugehen oder auf dem eigentlichen Franziskusweg zu bleiben. Diese sind zwar ähnlich und treffen immer wieder zusammen, aber Puristen unterscheiden das vehement. Nur der Übergang beim Via Francigena ist versperrt, weil die Ponte delle Torri gesperrt ist. Und die andere Variante geht nach meinen Unterlagen noch mehr über Stock und Stein. Bei dieser Nässe ziemlich gefährlich. Der Wetterdienst meldet auch für morgen noch Regen. Was soll ich nur tun?
Ungewisse Pilgerei
Noch einen so erreignislosen Tag wie heute brauche ich nicht mehr. Vielleicht lasse ich diese Etappe einfach aus und reise mit dem Bus oder Zug an den nächsten Ort. Da sind die Verhältnisse nicht so gravierend. Ich bin ein schlechter Pilger, früher mussten sie da alle durch. Wenn es richtig Schnee hätte, wäre es einfacher. Wenn man jedoch knöcheltief im Schlamm steckt oder Muren runterkommen, ist man um diese Jahreszeit auf sich alleine gestellt und könnte kaum Hilfe bekommen. Diese ganze Szenerie bekommt mir nicht wirklich gut und ich bin ziemlich down. Wenigstens bis nach Poggio Bustone solls gehen. Mal schauen, wie es weiter geht.
Walter Kuster
Hallo Hubert, ich sehe mir gerade Deine Seiten an mit den herrlichen Fotos uns Kommentaren. Vieles, was Du beschreibst, kann ich nachempfinden – vor allem das Pilgern bei Regen, starken Winden oder sogar bei Unwetter – ganz zu schweigen von rüpelhaften Autofahrern. Auf dem weiteren Weg wünsche ich Dir schöne Erlebnisse und besseres Wetter. Ich werde im kommenden Frühling den Camino Santiago fortsetzen, denn ich schaffte es an diesen Ostern nur bis Leon – aber ich habe ja Zeit, denn seit Juni bin ich Rentner.
Walter Kuster aus Sankt Gallen (früher St.Galler Rheintal)
P.S. freue mich auf Deine weiteren Berichte.
Hubs
Leider ist für dieses Jahr Schluss. Bin krank geworden und reise heim. Danke. Nächstes Jahr bin ich wieder unterwegs.